Mittwoch, 14. September 2011

U(m)fall auf Olchon


Ich fahre Ziellos ueber die Gruene Wiese.Ein Zeltplatz muss her.Ich moechte noch etwas weiter weg von der Strasse und fahre einige Minuten bergauf.Dann sehe ich die Reste eines Hauses.Nur noch das Fundament steht und es liegen ueberall weisse Knochen herum.
Interessiert stelle ich das Motorrad ab und lege einen Stein unter den Seitenstaender.Als ich von meinem Spaziergang zurueckkomme liegt das Motorrad auf der Seite.
Der Boden hat sich als weniger tragfaehig erwiesen als gedacht.Der Stein ist unter dem Staender weggerutscht.
Mit der richtigen technik kann ich das Motorrad samt Gepaeck hochheben ohne abzuladen.Dazu muss ich um den Tank fassen wie ein Ringer und dann aus der Hocke nach oben kommen.Unter der Maschine sind Dornen und Brennnesseln in die ich erst mal voll reingreife.
Dann steht die Maschine wieder und springt auch an.Als ich zur Kupplung greife um den ersten gang einzulegen fasse ich ins leere.Der Kupplungshebel ist abgebrochen und baumelt lose an seinem Drahtzug vom Lenker.
Inzwischen ist es Komplett dunkel.Ich setzte meine Kopflampe auf und ueberlege was zu tun.Ich habe Kupplungsbelaege,einen Zug und eine Ersatzdichtung fuer den Kupplungsdeckel im Koffer.
Einen Ersatzhebel nicht.Ohne funktionierende Kupplung nuetzt ein laufender Motor wenig.
Die situation ist einigermassen Auswegslos.Ich muss das Motorrad zur Strasse schieben und versuchen am naechsten morgen einen Transport zum naechsten Dorf oder nach Irkutsk zu organisieren.
Ich bin auf der schoensten Insel im Baikalsee um gleich am ersten Tag wegen einem 5E-Teil liegenzubleiben.
Aber ich bin noch nicht bereit aufzugeben.Ich esse erst mal was und ueberlege.
Ja,denke ich,du wolltest ja das ganz grosse Abenteuer,dann zeig mal was du kannst.
Der Bowdenzug der Kupplung muss um 2 cm bewegt werden,irgendwie.Ich hatte noch einen kuzen Hebel fuer den Deko-zug am Lenker.Ich hatte den Hebel aber nicht angeschlossen und Tank hatte ihn in Moskau
abmontiert.Er hat ihn mir aber mit den worten in die Hand gedrueckt:"Hier,vielleicht brauchst du ihn irgendwann."
Der Zeitpunkt ist jetzt.Ich wuehle in dem Koffer und finde am Boden den Dekohebel.Ich montiere ihn an den Lenker,aber die Bleiperle vom Zug passt nicht in den Hebel.Ich Feile mit der Leatherman-Feile solange Material ab,bis es passt.Dann der naechste Rueckschlag.Am Dekohebel ist kein Gewinde fuer den Zug vorgesehen,aber der durchmesser stimmt zumindest annaehernd.Der Dekohebel ist aus sproedem Aluminiumguss.wenn ich versuche ihn aufzubiegen,wird er warscheinlich brechen.Ich drehe das Gewinde vom Zug mit der Rohrzange in das weiche Aluminium.Der improvisierte gewindeschneider macht sich nicht schlecht.Ich stelle das Kupplungsspiel ein und mache einen test.Der Dekohebel hat einen deutlich kuerzen Hebelweg als der originalkupplungshebel aber er trennt die Kupplung ausreichend um einen Gang eizulegen.
Ich kann weiterfahren.
"...fuer die anderen der warscheinlich kuerzeste kupplungshebel der Welt"


Ich komme allerdings nur 20m weit,als ich nach unten schaue um den kupplungszug zu beobachten sehe ich,wie mir Oel in einem dicken strahl ueber den Stiefel laueft.
Sofort mache ich die Maschine aus.Im Schein der Lampe sehe ich das einer der Schlaueche vom Oelkuehler den Auspuff beruehrt und durchgeschmolzen ist.Die Schelle,die eigentlich fuer abstand sorgt ist irgendwo auf der holprigen Piste durchgebrochen und haengt lose am Schlauch.
Jetzt reicht es.Ich schlage mein Zelt an Ort und stelle auf und beschliesse am naechsten Tag weiter zu sehen.
Ich weiss nicht ob der Motor durch den Oel(druck)verlust beschaedigt worden ist und schlafe unruhig.
die ersten Opfer auf Olchon


Am naechsten Tag baue ich den Oelkuehler aus und ersetze ihn durch die Schlauchbruecke,die ich zum Glueck eingepackt habe.Ich muss die alten Kupferringe wiederverwenden,da ich keine neuen habe.Ich reinige alle Teil gruendlich mit Benzin und baue die Ringe verkehrtrum wieder ein.Den vorderen anschluss kann ich nicht anziehen,da einige Gewindegaenge beschaedigt sind.Ich dichte sie zusaetzlich von aussen mit Hylomar ab.Zum Glueck habe ich noch 2l Oel dabei zum auffuellen.Dann lasse ich die Dichtmasse aushaerten und mache einen Spaziergang auf den naechsten Huegel.
Aber als Stadtbewohner verschaetze ich mich brutal und brauche 2 Stunden bis der Berg bestiegen ist.
Die Aussicht ist dafuer umso besser.
Als ich runterkomme lasse ich den motor laufen,alles ist dicht.
Ich lege den ersten gang ein und rolle ueber die Insel...auch die anderen Gaenge lassen sich einlegen,
vielleicht komme ich so nach hause....

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