Samstag, 13. August 2011

Nishni Novgorod

Sunset in Novgorod


Nachdem ich mir das Dorf Zusdel angeschaut habe,versuche ich einen Kontakt in Novgorod zu erreichen.Es antwortet Roman.Seine freundin uebersetzt.Schliesslich kommen wir ueberein,das er mich am Stadtrand von Novgorod abholt.Ich soll einfach beim Schild am eingang der Stadt warten.
Leider muss ich wegen des Verkehrs einen teil der Strecke im dunkeln fahren.
Die strasse ist allerdings gut,also eigentlich kein grund zut beunruhigung.Etwa 100Km vor der Stadt sehe ich,wie das Fahrzeug vor mir einen kurzen ausweichschlenker macht.
Das heisst,eigentlich sehe ich nur wie die Ruecklichter kurz ausbrechen.Dann kommt zwischen den hinterraeder des Wagens ein schwarzer Schatten auf mich zugeflogen.
Ich denke zuerst,da liegt ein Tier auf der Fahrbahn.
Dann sehe ich das Loch.Es ist ca.1m breit und hat rechts und links eine scharfe Kante,wie ein Bordstein.
Die tiefe kann ich in dem kurzem moment,den mein Scheinwerfer das Loch beleuchtet nicht abschaetzen.
Bei ca.100Kmh moechte ich meinen Reifen ein treffen mit den scharfen Kanten des Loches ersparen,also Lenke ich mitten in die Vertiefung.
Der Scheinwerfer der Xl wirft leider, bedingt durch das Schutzblech einen schwarzen Schatten auf die Fahrbahn vor dem Vorderrad.Ich schlage mit dem Vorderrad auf den grund des Loches auf und die Federgabel geht Maximal in die knie.
Ich beruehre mit dem Helm fast den Lenker und werde dann ueber die hintere Kante des loches wieder rausgeschleudert .Ich kann dann schlingernde Motorrad noch abfangen,brauche dazu allerdings alle 3 Spuren.
Es ist 10 Grad kalt,aber mir ist jetzt auf jeden fall warm.

Me with roman and Olga

Ich bin noch 17Km von der Stadt entfernt,da steht an einem Rasthof ein Chopper am Strassenrand.Neben dem Motorrad stehen 1.90m in schwarzem Leder+Freundin.
Das muss wohl Roman sein,denke ich.
Wir begruessen uns und fahren dann zusammen in die Stadt.Die Verstaendigung laeuft schleppend bis wir ins internet kommen und mit der Seite Translate.Ru kommunizieren koennen.Am Ende quartiert mich Roman in seine neue Wohnung ein und drueckt mir die Schluessel in die Hand.Ein Parkplatz fuer das Motorrad ist in Sichtweite der Wohnung ,so das ich mich auch alleine in der Stadt bewegen kann.
diesmal speicher ich die position von Romans Wohnung,der Wohnung seiner Eltern und des Parkplatzes in das Navigationssystem ein.Das erleichtert mir gerade in den ersten Tagen die Navigation in der Stadt.
Am naechsten Tag arbeitet roman bis um 17Uhr.Fuer mich eine gelegenheit die Umgebung zu erkunden.Es ist eine Plattenbausiedlung am Rande der Stadt.Alle Gebauede sind noch zu Sovjet-zeiten gebaut und im schlechten zustand.Die Natur rundet den trostlosen eindruck ab.Zwischen den Plattenbauten weht der Wind ueber kleine grassbueschel und sand.Es gibt zwischen den Hauesern tatsaechlich kaum Baueme.
Es ist sommer,die Sonne scheint.Trotzdem wirken die leute auf der strasse eher griesgraemig.
Und noch etwas faellt auf.Es gibt hier kaum kinder.Die spielgeraete vor den Hauesern sind verlassen.
auch der kindergarten an dem ich vorbeilaufe ist leer.(Tatsaechlich sind gerade sommerferien).
An einem Balkon haengt ein t-shirt zum trocknen.Auf ihm steht leicht verwaschen "Better Life".
Ich uebrlege,ob diese trostlosigkeit nur russische stadtrandsiedlungen betrifft.Nein,denke ich, genauso sah Hellersdorf 1985 aus und in Carabanchel in Madrid bin ich durch die selben wuesten gelaufen.
Es sind eben keine "gewachsenen" Staedt,sondern von Architekten am Reissbrett entworfene Siedlungen.
Neben den Hauesern ist eine Baustelle.Auf ihr steht eine Containersiedlung fuer die Bauarbeiter.alle Container haben die gleiche groesse und die fenster an der gleichen Stelle.Einer dient als Klo,nebenan wird geschlafen,darueber ist der essraum.Alles beliebig auszutauschen.Menschliche Intensivhaltung.
Jemand hat mal gefordert,das alle Architekten 5 jahre in den Hauesern leben muessten,die sie entworfen haben.Ich wuerde 8 draus machen und zur Rente noch mal 5.Nur um zu sehen wie sich die Visionen entwickelt haben.
Beim herumwandern treffe ich noch ein anderes altes Relikt.An einem der Hauser steht ein verlassener Lkw mit platten reifen.Bei naehere Betrachtung stelle ich fest,das nur kleinigkeiten fehlen (Zierleisten,spiegel,scheiben..).Der Motor,vergaser,lichtmaschine,alle teile die teuer sind(+schwer auszubauen) sind noch vorhanden.
Dann schaue ich nochmal hin.Tatsaechlich steht ein V6 Benzin-Motor mit Vergaser vor mir.Der Lkw hat mindestens 4,5t .solch ein Monster duerfte selbst in einem Land,in dem das Benzin nur 50cent kostet als unwirtschaftlich gelten.
Als ich aus der siedlung rauslaufe wandelt sich das bild.Es gibt Baueme,die die Strassen begleiten.die Haueser werden kleiner und aelter.An den Ecken stehen kleine Laeden die lebensmittel und Blumen verkaufen.
Ein alter Mann steht auf der strasse und sammelt die verwelkten Blaetter von einem kleinen Baum.
Es liegt kein Muell auf der Strasse rum.
Ich ueberquere eine Bruecke.Unter der Bruecke verlaueft ein Kanal an dem zwei Arbeiter sitzen.Ich rieche den Kanal bevor ich ihn sehe.Auf der Wasseroberflaeche schwimmt brauner Schaum.Es sieht aus als wuerde Scheisse auf dem Wasser schwimmen.Was muss mensch in ein gewaesser einleiten,damit es so aussieht?
20m weiter gehe ich zwischen zwei neubauten hindurch und stehe ploetzlich an einem Badesee.Nach der zerstoerten Natur ,die ich eben gesehen habe,wirkt der Badesee wie eine Fototapete zwischen den hauesern.Das wasser ist klar und es gibt sogar einen Sandstrand mit kleinen schirmen.


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