Mittwoch, 10. August 2011

Weissrussland

Alles Klar,oder?

Mit dem uebertritt der Grenze werde ich zum Analphabeten.Schilder,Werbung,Zeitungen,alles verwandelt sich in kryptische Kyrilische Buchstaben.Nur das Wort Minsk auf den Schildern ist noch zu entziffern.Mein Navigationssystem weiss den Weg bis Minsk,geht aber alle paar sekunden aus weil die Stromversorgung schlecht ist.Als erstes fahre ich durch Brest.Es faellt auf,das kaum Werbung zu sehen ist.Faszinierend ist die Kommunistische Architektur,alles ist sehr Pompoes und wohl am ehesten mit dem Haus des Lehrers am Alexanderplatz oder dem Sowjetischen Ehrenmal zu vergleichen.Die Autos und Fahrzeuge sind fast alle neueren ursprungs und das ganze Land wirkt eher wohlhabend.Es wird viel gebaut.

Haus inBrest

Als naechstes fueht mich mein Weg auf die Autobahn nach Minsk.Es heisst zumindest autobahn und sieht auch so aus.Eine gut erhaltene Zweispurige Strasse mit Seitenstreifen in beide Richtungen,90Kmh ist die Geschwindigkeitsbegrenzung,das ist ja gar nicht so schwer.Ich fahre die ersten Km bis auf einmal auf der Autobahn ein Zebrastreifen auftaucht,ich bremse fast bis zum Stand und bin doch etwas verwundert.Neben dem Schild fuer den Fussgaengerueberweg haengt das Schild 90. Aber auch sonst hat die Autobahn in der Russischen Foederation so einiges an Ueberraschungen zu bieten.So fahren auch Traktor und Maehdrescher auf der Autobahn.Ausserdem darf anscheinend ohne geschwindigkeitsbegenzung ueber die Autobahn abgeschleppt werden.Ich merke das als ich bei einsetzender Dunkelheit auf der ueberholspur einen Pkw mit 90 ueberhole,im dem Moment in dem ich auf gleicher hoehe bin merke ich das er einen dunklen Klumpen im Schlepptau hat .Er schleppt ein unbeleuchtetes Fahrzeug mit ca.80 Kmh ueber die Autobahn ab!Beleuchtung scheint auch nur benutzt zu werden wenn sie geht.Man sieht viele Fahrzeuge mit Standlicht oder komplettausfall der Beleuchtung fahren,ein Grund nicht im Dunklen unterwegs zu sein.


Auf dem Mittelstreifen sind Ziegen zum grasen angebunden.Man sieht viele defekte Fahrzeuge auf dem Standstreifen,wer seinen Werkzeugkasten dabei hat faengt gleich auf dem Standstreifen an zu basteln.Ausserdem wird der standstreifen auch noch von Radfahrern benutzt.Am sonderbarsten finde ich aber die fliegenden Haendler auf der Autobahn.An vielen Ausfahrten ,manchmal auch auf der Strecke sitzen alte Frauen mit Kopftuch und verkaufen Pilze,Fruecht und Gemuese.verspuert man also den drang zu shoppen oder es faellt einem auf dem weg nach Hause ein, das man noch Obst vergessen hat setzt man auf der autobahn den Blinker,oder auch nicht.Anschliessend faehrt man auf den Standstreifen und schachert um den Preis waehrrend die Lkws an einen vorbeidonnern. Spaeter sehe ich nich eine ganze Reihe von Fahrzeugen auf dem Standstreifen stehen,ein massenunfall denke ich und gehe vom gas.Aber die Loesung ist einfacher.Neben der Autobahn scheint ein schoener Angelsee zu sein.Die Besitzer der Fahrzeuge haben ihren Wagen auf dem Standstreifen geparkt und sind angeln gegangen.
Fussgaengerueberweg auf der Autobahn (Hinter dem Schild sieht man die Geschwindigkeitsbegrenzung 100)


Beim ersten Tankstop mache ich bekanntschaft mit einen Motorradfahrer aus moskau der mir ein nahegelegenes Hotel empfiehlt und mir seine Adresse in moskau gibt. Dann lerne ich das Russische Tanksystem kennen.Es ist hier naehmlich ueblich vorher zu bezahlen,damit keiner bescheissen kann.Ich gehe also zur Kasse.Dort warten aber schon ein paar andere Lkw-Fahrer.Fast alle haben Dicke Baeuche uns Fleckige t-shirts.Anscheinen kann man aber auch mit Sandalen Lkw fahren.Hinter der Kasse sitz eine Boese aussehende Frau die eine Portion Nudeln verdrueckt. Wir muessen warten gibt sie mit Handzeichen zu verstehen,10min vergehen. Die Lkw-Fahrer machen anscheinen freche bemerkungen und wedeln mit Geldbuendeln. Als ich dran bin versuche ich 10l 95oktaniges Bezin zu bezahlen.Sie versteht mich nicht.Am Ende schreibe ich die Nr. der Zapfsauele,die Menge des Benzins und die Qualitaet auf einen Zettel,schaetze die Summe ab und hole dann das Geld aus meiner Tasche.Weissrussland steckt in der Inflation und hat gerade eine abwertung der Waehrung hinter sich.Waehrrend ich normalerweise versuche nicht zu viel Geld in der Oeffentlichkeit zu zeigen geht das hier nicht.Fuer die 80 Euro die ich in der Wechselstube gelassen habe,gibt es ein Geldbuendel,das ich kaum mit einer Hand umfassen kann.Ich zahle etwa 6Euro fuer die 10l,dann gehe ich zum Motorrad und halte den Ruessel rein.Bei exakt 9,8l wird der Strahl duenner und die letzen ml tropfen wirklich nur noch.Es gibt noch eine Tankvariante fuer fortgeschrittene bei der man einfach einen grossen Betrag an der Kasse hinterlegt und dafuer tanken kann bis voll ist,aber das habe ich noch nicht versucht. Der russische Motoradfahrer hat mir ein Hotel in einem Ort namens Baravinichy empfohlen.Auf der Autobahn fahre ich durch lange Waldpassagen und ueberlege ob ich nicht einfach im Wald schlafen soll.Ich habe ein Zelt und einen Schlafsack im Gepaeck.Dann ziehen einzelne Schilder an mir vorbei.In ihrer Aufmachung erinnern sie an Naturschutzschilder.Auf ihnen ist z.B ein brennender Hase zu sehen und eine durchgestrichene Zigarette.Dann folgen schilder mit Rehen,Hirschen unf ganz zuletzt ist ein froehlich schauender Baer zu sehen der mir mit seiner Tatze zuwinkt.Ich frage mich kurz ob es in Russland Wilde Baeren gibt,dann beschliesse ich doch lieber zum Hotel zu fahren.Das Navi erkennt den Zielort und schickt mich in der Dunkelheit in eine kleine Stadt am Rande der Autobahn.Meine versuche den Zielort zu erfragen scheitern am Mangelnden Russisch,doch dann fahre ich an einer Pferdestatur vorbei,die mir beschrieben worden ist.Das Hotel ist ein langer Plattenbau an dem gerade gebaut wird.Ich will gerade an der Baustelle vorbeifahren als ich im inneren Licht sehe.Ich stoppe und sehe im dunklen vor dem Eingang Tatsaechlich einige Leute stehen.Zwei maedchen und Zwei Jungen.Die Frauen tragen Ultraknappe Klamotten,was nicht unueblich ist.Trotzdem frage ich mich kurz ob das Hotel auch stundenweise vermietet wird.Am tresen bereite ich mich auf eine qualvolle Konversation mit Handen und Fuessen vor und treffe auf eine Angestellte die Perfektes Englisch spricht.Innerhalb von 5 Minuten sind Zimmer und Parkplatz geklaert (in Russland werden teurere Fahrzeuge und Motorraeder nachts auf bewachten Parkplaetzen abgestellt) und ich fahre hoch in den 6 Stock.Das Hotel hat schon bessere Zeiten gesehen,aber der Charme ist noch zu erkennen.Das Plattenbauzimmer ist mit Parkett ausgelegt und die Moebel sind aus echtholz und sehr alt.Alles in allem macht es einen etwas verwohnten aber sehr gemuetlichen Eindruck. Zufrieden endlich angekommen zu sein falle ich ins Bett.
"mind the gap"

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