Dienstag, 18. Oktober 2011

Der Reifen-Krimi


Ich kann die ganze nacht kaum schlafen.In den kurzen ruhepausen traeume ich davon auf der Suche nach einem Reifen solange durch eine Stadt zu laufen bis ich zusammenbreche.In meinem letztem Traum treffe ich an einer Tankstelle auf ein Motorradgespann,dann wache ich auf.
Das koennte eine Loesung sein.Ich glaube das entweder die "Isch"oder die "Ural"-Gespanne einen 17Zoll-reifen verwenden.
Ich habe meinen Wecker auf 7 Uhr gestellt.Um 6.55 liege ich schon wach und warte auf das Klingeln.Jetzt ist es soweit.
Ich fuehle mich schlagartig wach als haette ich in die Steckdose gefasst.
Schnell ziehe ich mich an.Das Motorrad und den groessten Teil meiner Ausruestung muss ich hier zuruecklassen.aber die kleinen und wertvollen Sachen verstaue ich in meiner Jacke.Dann Decke ich das Motorrad mit dem gruenen Poncho ab und lege den Rucksack und die restlichen Sachen in den Schlafsack.Der Helm kommt ans Kopfende.Dann ziehe ich den Reissverschluss zu und gebe dem Buendel ungefaehr die Form eines schlafenden Menschen.
Die Gegend ist Einsam,ich hoffe das niemand vorbeikommt.
Andereseits weiss ich nicht ,wann ich wieder vorbeikomme.Wird es ein paar stunden dauern bis ich einen Ersatzreifen aufgetrieben habe?
Oder komme ich erst morgen mit einem Lkw wieder um das Motorrad zur naechsten Stadt zu Transportieren?
Ich laufe zur Magistrale.Links und Rechts ist ausser Bauemen nichts zu sehen.Ich laufe zuerst ca.2Km nach links zu der Stelle wo ich gestern nacht einen Lichtschein gesehen habe.Aber es waren nur die Scheinwerfer der Lkws,die sich den Berg raufgequaelt haben.
Jetzt laufe ich in die entgegengesetzte Richtung.An meinem Zeltplatz vorbei sind breite Reifenspuren im Wald verschwunden.Das Navigationssystem zeigt in Richtung der Reifenspuren einen grossen See an.Nachts habe ich Hundegebell und Feuergeruch wahrgenommen,andererseits fuehrt nicht mal eine Stromleitung in diese Richtung.
Ich beschliesse in Richtung der Bushaltestell zu laufen die ich ein paar Km vorher passiert habe.Hoffentlich ist sie fuer ein groesseres Dorf errichtet worden und nicht auf Verdacht.
Vorher speichere ich noch die Position des Motorrades ein,wer weiss wie weit ich laufe und ob ich mein Lager im dunklen noch finde.
Nach ein paar minuten haelt ein Lkw-fahrer in einem alten "Kamaz"an und fragt ob er mich ein stueck mitnehmen kann.
Ich habe mein Bilderbuch zum zeigen dabei.Neben die abbildung eines Reifens habe ich 17"geschrieben.

Ich kann ihm recht schnell erklaeren was mein Problem ist und was ich brauche."Warum hast du denn Reifen nicht mitgenommen?"fragt er mich.
"Zu schwer"sage ich und deute mit den Haenden die Groesse an.
Das ding ist kein Schubkarren-Rad.Er fahrt erstmal 10Km mit mir weiter .Dann gibt er einem anderen LKW ein Signal,der sich in entgegengesetzter Richtung weiterbewegt.
Beide Fahrer halten so auf der Autobahn das sie bequem von Fenster zu Fenster sprechen koennen.
Das Problem wird erklaert,ich wechsle das Fahrzeug.
Diesmal lande ich in einem kleinen "Las"der sich mit 70kmh durch die Landschaft quaelt.Der Fahrer ist fuer ein grosses Mobilfunkunternehmen unterwegs und liefert Schrauben zu den verschieden Funkmasten zwischen Chita und Khabarowsk.
"Ja'sagt er "wenn ich nach Khabarowsk fahren wuerde koennte ich dich mitnehmen,wir packen die Schrauben zur Seite und Stellen dein Motorrad hinten rein".
aber er faehrt Kurzstrecke.
Zumindest laesst er mich bei der naechsten servicestation raus.
Hier sind auf einem staubigen Platz an der Autobahn eine Tankstelle,ein Hotel und eine Reifenwerkstatt im Viereck aufgestellt.
Zuerst geh ich in die Reifenwerkstatt und frage die beiden angestellten die dort Rauchenderweise abhaengen nach Pumpe und Reifen.
eine Pumpe gibt es vielleicht im Laden nebenan aber einen 17 Zoll Motorradreifen?beide schuetteln den Kopf.
Also weiter.Im Laden nebenan frage ich zuerst nach der Pumpe.Die Verkauferin zeigt mir zuerst 12v Pumpen fuer die autosteckdose.Ich denke an die kleine Batterie meiner XL und verlange nach einer mechanischen Variante.Die Verkauferin greift nach unten und holt eine Grosse Fusspumpe hervor.Damit dauert es wenigstens nicht so lange.
Dann hole ich mein Buch hervor und zeige auf den Reifen.
"Was fuer ein Auto?"will sie wissen.
"Motorrad"antworte ich.Eine Stirn zieht sich in Falten.
Kurze spannungspause,dann verschwindet sie ins Reifenlager.
Nach 5min. kommt sie zurueck.Durch das Fenster ist sie nur bis zur huefte zu sehen.Aber sie traegt etwas schweres.
"Hier" sagt sie.uns stellt zwei Motrradreifen vor mir ab.Sofort stuerze ich mich auf die Beute um sie zu beschnueffeln.
17 zoll haben beide Reifen.Aber nur einer ist "Tube-type",also fuer Schlaueche geeignet.Der einzige Reifen denn ich verwenden kann hat zu allem Ueberfluss die Felgenbreite in mm aufgedruckt.Meine japanische originalfelge weisst ihre breite dagen in Zoll aus.Noch dazu zeigt das Aufgedruckte Datum auf dem Reifen die 58 kalenderwoche 2002 als Produktionsdatum an.Der Reifen ist gebraucht,hat aber noch Profil.
Friss oder Stirb.Ich kaufe den Reifen und die Pumpe fuer umgerechnet 70E.
Der Reifen ist Ironischerweise ein deutscher "Metzeler" aus brasilianischer Produktion.Irgendwie hat sich dieser Reifen aus Deutschland hierher verirrt um auf mich zu warten.
Jetzt nehme ich den naechsten LKW zurueck."Wo steht deine Maschine?"fragt der Fahrer.Ich schaue hinaus,aber alles sieht gleich aus.Ich bin viele Km an der Magistrale hin und her gefahren.Wo ist die Einfahrt zu meinem Versteck?
Mir wird kurz warm,dann erinnere ich mich an mein Navi.
Ich schalte es an und suche mein Motorrad unter den Favoriten.
"2.6 km" spaeter bin ich an Ziel.

Ich habe die Pumpe und den Reifen.Jetzt muss alles noch montiert werden.
Wie ich das Motorrad alleine aufbocke weiss ich ich inzwischen.Auch das Abziehen des alten Reifens gelingt gut.War er beim ersten mal noch wie angeklebt uns liess sich nur mit einem "Ratsch" von der Felge loesen ist inzwischen etwas Materialermuedung eingekehrt.
Der neue Reifen Zickt allerdings etwas.Mehr als 10Jahre hat er in seinem Regal abgelagert um jetzt noch mal an Licht gezerrt zu werden.Das gummi an der Wulst ist Elastisch wie ein Koffergriff.Ich bearbeite den Reifen mit beiden Haenden und Fuessen.Nichts.
Reifenmontagepaste die hier etwas helfen koennte habe ich nicht.Deshalb mische ich aus Shampoo und Wasser eine leicht seifige geschichte an.
Aber der Reifen will nicht.Es muss aber klappen.
Ich habe unendlich Zeit.Also Pause und nochmal.Mit den Knien druecke ich die eine Seite des Reifens ins Felgenbett und hebele mit den Haenden die andere Seite.Einer von uns beiden wird hier Kaputt gehen.
Tatsaechlich macht der Reifen kurz vorm Finale das gerauesch von reissendem Stoff.Aber schliesslich ist er drauf.Das Runde ins Eckige!
Ich baue alles wieder zusammen und belade die Maschine.Dann Fahre ich zu dem Rasthof wo ich den Reifen gekauft habe und stelle den Luftdruck richtig ein.Dann wird erstmal gefruehstueckt.Als ich rauskomme ist der Reifen immer noch Prall gefuellt.
Noch vor 4 Stunden war die Situation einigermasen Hoffnungslos aber jetzt habe ich einen "neuen"Reifen und eine Pumpe,
Die Reise geht weiter...

1 Kommentar:

  1. Flo, das ist prima. bin schon auf alles weitere gespannt. Hast du das schutzblech noch bekommen?

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